הַמְקַנֵּא לְאִשְׁתּוֹ, רַבִּי אֱלִיעֶזֶר אוֹמֵר, מְקַנֵּא לָהּ עַל פִּי שְׁנַיִם, וּמַשְׁקָהּ עַל פִּי עֵד אֶחָד אוֹ עַל פִּי עַצְמוֹ. רַבִּי יְהוֹשֻׁעַ אוֹמֵר, מְקַנֵּא לָהּ עַל פִּי שְׁנַיִם וּמַשְׁקָהּ עַל פִּי שְׁנָיִם: Wer seiner Frau gegenüber Eifersucht äussert,1 Der Ehemann muss der Frau gegenüber seiner Eifersucht in Worten Ausdruck gegeben haben (s. nächste Mischna), soll das Sotagesetz zur Anwendung kommen. muss, so sagt R. Eliëser, vor2 על פי wörtlich: „auf die Aussage“ hier: vor. zweien3 im Beisein zweier Zeugen Eifersucht ihr gegenüber äussern,4 Eine Eitersuchtsäusserung, die nicht in Anwesenheit zweier erfolgte, bleibt ohne Folgen. und lässt sie trinken5 das Fluchwasser. auf Grund der Aussage eines Zeugen oder auf Grund seiner eigenen Aussage.6 Wenn auch nur ein Zeuge oder lediglich der Ehemann selbst angibt, dass die Frau nach erfolgter Eifersuchtsäusserung mit dem betreffenden fremden Mann an einem verborgenen Orte sich geraume Zeit aufgehalten hat, tritt das Sotagesetz in Kraft. Die Ausdrucksweise der Mischna: „Wer … muss …“ besagt nach der Erklärung der Gemara (2 a), dass es von vornherein verboten ist, seiner Frau gegenüber in wirksamer Weise seiner Eifersucht Ausdruck zu geben, um nicht Streitigkeiten heraufzubeschwören und die Ehefrau der ganzen sie beschämenden Prozedur auszusetzen, während sie sich möglicherweise gar nicht ernster vergangen hat (vgl. Raschi z. St.). R. Ismael dagegen lehrt, dass dies zumindest nicht verboten ist (רשות); R. Akiba erklärt es geradezu für eine Pflicht des Ehemannes, dies zu tun (חובה), wenn das Benehmen der Gattin Anlass dazu gibt (Talmud 3 a). Die Halacha entscheidet nach der Lehre des R. Akiba (Maim. הלכות סוטה IV, 18; vgl. aber N. 7). R. Jehoschua sagt: Er muss ihr gegenüber Eifersucht äussern vor2 על פי wörtlich: „auf die Aussage“ hier: vor. zweien3 im Beisein zweier Zeugen und lässt sie (ebenso) trinken5 das Fluchwasser. auf Grund der Aussage zweier.7 Nach der Ansicht des R. Jehoschua kommt es zum Trinken nur dann, wenn zumindest zwei Zeugen die heimliche Zusammenkunft der Frau mit dem Fremden bezeugen. Ausser den beiden in der Mischna überlieferten Ansichten gibt es aber noch eine dritte. In der Tossifta (zitiert Talmud 2 b) wird nämlich von R. Jose ben R. Jehuda die Ansicht des R. Eliëser umgekehrt als in der Mischna überliefert: Bei der Eifersuchtsäusserung müsse niemand zugegen sein, die heimliche Zusammenkunft mit dem Fremden aber müsse von zumindest zwei Zeugen bezeugt werden. Die Ansicht des R. Jehoschua und die des R. Eliëser nach der Überlieferung des R. Jose ben Jehuda wird von Maim. (הלכות סוטה I, 8 und 9 und הלכות אישות XXIV, 25) dahin interpretiert, dass lediglich die Sotauntersuchung unterbleibt, wenn die heimliche Zusammenkunft nicht von zwei Zeugen bezeugt worden ist. Wohl aber hat die diesbezügliche Aussage auch nur eines Zeugen, sofern er dem Ehemann glaubwürdig erscheint, oder des Ehemannes selbst die Folge, dass — wie in allen Fällen, da die Sotauntersuchung aus irgend einem Grunde unterbleibt — die Fortsetzung der Ehe auf die Dauer untersagt wird. Nach anderen Erklärern (ברטנורה und wohl auch Raschi, vgl. תוספות י״ט und תום׳ רעק״א) hat aber nach diesen beiden Ansichten eine nicht durch zwei Zeugen bezeugte heimliche Zusammenkunft überhaupt keine weitere Folge. Der Ausdruck ומשקה „und er lässt sie trinken“ im Ausspruch des R. Jehoschua (und in dem des R. Eliëser in der Tossifta) wird also von Maim. wörtlich gefasst: zum Trinken bedarf es zweier Zeugen, nicht aber zum Eheverbot. Nach der zweiten Erklärung aber ist ומשקה in weiterem Sinne zu nehmen. Die Halacha entscheidet nach der Ansicht des R. Jehoschua (Maim. הלכות סוטה I, 1 und 2). Für die Praxis wird aber auch die von R. Jose ben Jehuda überlieferte Ansicht des R. Eliëser berücksichtigt. Es wird daher (Talmud 2 b) für die gegenwärtige Zeit davor gewarnt, auch bei Nichtanwesenheit irgend eines Zeugen seiner Frau gegenüber in wirksamer Form Eifersucht zu äussern. Es könnte leicht dazu kommen, dass die Fortsetzung der Ehe auf die Dauer verboten wird, da ja die an den Bestand des Tempels gebundene Sotauntersuchung in der Gegenwart nicht vorgenommen werden kann.
כֵּיצַד מְקַנֵּא לָהּ. אָמַר לָהּ בִּפְנֵי שְׁנַיִם, אַל תְּדַבְּרִי עִם אִישׁ פְּלוֹנִי, וְדִבְּרָה עִמּוֹ, עֲדַיִן הִיא מֻתֶּרֶת לְבֵיתָהּ וּמֻתֶּרֶת לֶאֱכֹל בַּתְּרוּמָה. נִכְנְסָה עִמּוֹ לְבֵית הַסֵּתֶר וְשָׁהֲתָה עִמּוֹ כְדֵי טֻמְאָה, אֲסוּרָה לְבֵיתָהּ וַאֲסוּרָה לֶאֱכֹל בַּתְּרוּמָה. וְאִם מֵת, חוֹלֶצֶת וְלֹא מִתְיַבָּמֶת: 8 Bei einfacher Betrachtung wäre die Mischna zu übersetzen „Wie änssert er ihr gegenüber Eifersucht? Hat er ihr vor zweien gesagt: ,Sprich nicht mit N. N.‘, und sie hat mit ihm gesprochen, so ist sie noch erlaubt für ihr Haus … Hat sie sich mit ihm an einen verborgenen Ort begeben und mit ihm die Dauer einer Verunreinigung verweilt, dann ist sie verboten für ihr Haus…“ Darnach würde die Mischna besasren, dass die wirksame Form der Eifersuchtsäusserung die Verwarnung: „Sprich nicht mit dem N. N.“ ist, dass aber dennoch, wenn die Frau dann dieser Verwarnung zuwider mit dem Betreffendem spricht, dies keine weitere Folge habe. Damit das Sotagesetz zur Anwendung komme, müsse die Frau mit dem Betreffenden nach erfolgter Verwarnung heimlich geraume Zeit beisammen gewesen sein. Es erscheint aber als unmöglich, dass die Verwarnung sich auf etwas anderes beziehen soll, als auf die nachher erfolgte Übertretung. Im Jeruschalmi z. St. wird, um diese Schwierigkeit zu lösen, erklärt, dass das אל תדברי „Sprich nicht“ als Euphemismus (לשון נקיה) für אל תסתרי „verbirg dich nicht“ auzusehen ist. Die Worte ודברה עמו „und sie hat mit ihm gesprochen“ müssen hingegen im eigentlichen Sinne verstanden werden (vgl. Tossafot auf 5b sub הא גופא קשיא. Zu diesem Euphemismus אל תדברי für אל תסתרי vgl. Mischna Ketubot I, 8 ראוה מדברת und dazu die Erklärung Zeïris im Talmud Ketubot 13 a, dass damit נסתרה gemeint sei). Darnach besagt die Mischna, dass die Sota dem Ehemann bis zur Feststellung ihrer Unschuld durch das Trinken für die Fortsetzung der Ehe verboten bleibt und bis dahin auch keine Priesterhebe geniessen darf, wenn der Ehemann sie mit den Worten: „Verbirg dich nicht mit dem N. N.“ verwarnt hat, und sie dennoch mit dem Betreffenden die Dauer eines Ehebruchs an einem verborgenen Ort verweilt hat. Im babylonischen Talmud 5 b löst der Amoräer Abbaï die Schwierigkeit, die die Mischna bietet, unter Beibehaltung des eigentlichen Sinnes der Worte אל תדברי durch die Erklärung, dass die Worte פלוני … אמר „Hat er … N. N.“ vom folgenden: ודברה עמו „und … gesprochen“ zu trennen sind und mit diesem die beiden Fälle angeben, in denen keine weitere Folgen eintreten. Mit den Worten טמאה … נכנסה „Hat sie … verweilt“ ist dann der Fall aogegeben, da (nach der entsprechenden Verwarnung: אל תסתרי עם פלוני „Verbirg dich nicht mit dem N. N.“) das Sotagesetz zur Anwendung kommt. Der Sinn der Mischna ist darnach derselbe, wie nach der Erklärung im Jeruschalmi. Unsere Übersetzung versucht den Sinngehalt der Mischna nach dieser Erklärung im babylonischen Talmud wiederzugeben. Wie äussert er ihr gegenüber Eifersucht?9 und was muss sie getan haben, damit das Sotagesetz zur Anwendung komme. Hat er ihr vor zweien3 im Beisein zweier Zeugen (lediglich) gesagt: „Sprich nicht mit dem N. N.“,10 selbst wenn sie nachher mit dem Betreffenden heimlich zusammengetroffen ist. und (ebenso) hat sie (lediglich) mit ihm gesprochen,11 ohne Unterschied wie die vorhergehende Verwarnung gelautet hat. so ist sie noch erlaubt für ihr Haus12 d. h. zum ehelichen Verkehr. und darf Priesterhebe geniessen.13 wenn sie die Eehefrau eines Priesters ist (nach Lev. 22, 11). Hat sie sich aber mit ihm14 mit dem Fremden. an einen verborgenen Ort begeben15 nach der entsprechenden Verwarnung: „Verbirg dich nicht mit dem N. N.“. Dass diese Verwarnung vorausgegangen ist, ist aus dem Zusammenhang zu ergänzen. und mit ihm die Dauer einer Verunreinigung16 d. h. so lange, dass ein Ehebruch hätte stattfinden können, durch den die Frau „unrein“, d. h. zur Fortführung der Ehe untauglich wird. verweilt, dann ist sie verboten für ihr Haus12 d. h. zum ehelichen Verkehr. und darf Priesterhebe nicht geniessen;17 Im Sotagesetz wird von der Sota wiederholt gesagt נטמאה „sie wurde unrein“ (Num. 5, 14. 27. 29). Das soll besagen, dass die Sota bis zur Feststellung ihrer Unschuld durch die Untersuchung zur Fortsetzuug der Ehe ungeeignet ist, weil sie möglicherweise die Ehe gebrochen hat, und bis dahin — wäre ihr dies sonst als Priestersgattin gestattet — auch Priesterhebe nicht geniessen darf (Talmud 28 a). und wenn er gestorben ist,18 wenn der Ehemann noch vor der Sotauntersuchung stirbt ohne Kinder zu hinterlassen. muss sie Chaliza vollziehen und darf vom Levir nicht geehelicht werden.19 Das Gesetz der Leviratsehe, wonach der Bruder des kinderlos Verstorbenen die verwitwete Schwägerin ehelicht (Deut. 25, 5—6), kommt hier nicht zur Anwendung, sondern es muss die Chaliza (dorts. 25, 7—10) vollzogen werden.
וְאֵלּוּ אֲסוּרוֹת מִלֶּאֱכֹל בַּתְּרוּמָה, הָאוֹמֶרֶת טְמֵאָה אֲנִי לְךָ, וְשֶׁבָּאוּ עֵדִים שֶׁהִיא טְמֵאָה, וְהָאוֹמֶרֶת אֵינִי שׁוֹתָה, וְשֶׁבַּעְלָהּ אֵינוֹ רוֹצֶה לְהַשְׁקוֹתָהּ, וְשֶׁבַּעְלָהּ בָּא עָלֶיהָ בַדֶּרֶךְ. כֵּיצַד עוֹשֶׂה לָהּ, מוֹלִיכָהּ לְבֵית דִּין שֶׁבְּאוֹתוֹ מָקוֹם, וּמוֹסְרִין לוֹ שְׁנֵי תַלְמִידֵי חֲכָמִים, שֶׁמָּא יָבֹא עָלֶיהָ בַּדֶּרֶךְ. רַבִּי יְהוּדָה אוֹמֵר, בַּעְלָהּ נֶאֱמָן עָלֶיהָ: Und diese (im folgenden angeführten Frauen) dürfen Priesterhebe nicht geniessen.20 für die Dauer, selbst wenn die Frau die Tochter eines Priesters ist, die sonst, wenn sie kinderlos ist, nach der Scheidung oder nach dem Tode des Gatten Priesterhebe geniessen darf (Lev. 22, 12 f.). Eine, die sagt: „Ich bin unrein für dich“21 d. h. die Sota gesteht noch vor der Untersuchung, dass sie die Ehe gebrochen hat (zum Ausdruck „nnrein“ vgl. N. 16). Es findet dann die Sotauntersuchung nicht statt, und die Ehe muss durch Scheidung gelöst werden (vgl. Mischna I, 5 und IV, 2). und eine, bezüglich derer Zeugen, die gekommen sind, aussagen, dass sie unrein ist,22 Nach der Erklärung der Gemara (6a) spricht die Mischna von dem Fall, dass nach dem Trinken Zeugen kommen, die aussagen, dass die Frau die Ehe gebrochen hat. Trotz des Unversehrtbleibens der Sota nach dem Trinken muss in diesem Falle dennoch die Ehe gelöst werden. und eine, die sagt: „Ich trinke nicht“23 Auch in diesem Falle findet keine Untersuchung statt, und muss die Ehe durch Scheidung gelöst werden (vgl. Mischna IV, 2). und die, deren Mann sie nicht trinken lassen will,23 Auch in diesem Falle findet keine Untersuchung statt, und muss die Ehe durch Scheidung gelöst werden (vgl. Mischna IV, 2). und die, deren Mann sie auf dem Wege24 nach Jerusalem (vgl. nächste Mischna). begattet hat.25 Das Wasser ist unwirksam, wenn der Mann der Sota vor der Untersuchung trotz des Verbote beiwohnt. Es wird dies aus Num. 5, 31 gelehrt (Talmud 28a; vgl. auch Mischna IV, 2). Es muss also in diesem Falle die Ehe gelöst werden. Wie verfährt er26 der Ehemann. mit ihr? Er führt sie zum Gericht am betreffenden Orte27 wo sie wohnen. und man gibt ihm zwei Gelehrten-Jünger mit, er könnte sie auf dem Wege24 nach Jerusalem (vgl. nächste Mischna). begatten.28 Die beiden sollen den Ehemann in gehöriger Weise vor einer Begattung warnen können und gegebenenfalls die erfolgte Begattung bezeugen, so dass es dann nicht mehr zur Untersuchung kommt (vgl. die ähnliche Bestimmung Makkot II, 5). R. Jehuda sagt: Ihr Mann ist bezüglich ihrer vertrauenswürdig.29 Man müsse nicht befürchten, dass der Ehemann die Sota vor der Untersuchung begattet und man gibt daher keine Männer auf den Weg mit.
הָיוּ מַעֲלִין אוֹתָהּ לְבֵית דִּין הַגָּדוֹל שֶׁבִּירוּשָׁלַיִם, וּמְאַיְּמִין עָלֶיהָ כְדֶרֶךְ שֶׁמְּאַיְּמִין עַל עֵדֵי נְפָשׁוֹת. וְאוֹמְרִים לָהּ, בִּתִּי, הַרְבֵּה יַיִן עוֹשֶׂה, הַרְבֵּה שְׂחוֹק עוֹשֶׂה, הַרְבֵּה יַלְדוּת עוֹשָׂה, הַרְבֵּה שְׁכֵנִים הָרָעִים עוֹשִׂים. עֲשִׂי לִשְׁמוֹ הַגָּדוֹל שֶׁנִּכְתַּב בִּקְדֻשָּׁה, שֶׁלֹּא יִמָּחֶה עַל הַמָּיִם. וְאוֹמְרִים לְפָנֶיהָ דְּבָרִים שֶׁאֵינָהּ כְּדַאי לְשׁוֹמְעָן, הִיא וְכָל מִשְׁפַּחַת בֵּית אָבִיהָ: Man führte sie hinauf zum höchsten Gerichtshof in Jerusalem.30 vor das grosse einundsiebziggliedrige Synhedrion. Es wird dies aus der Wortanalogie (גזרה שוה) Num. 5, 30 … ועשה לה הכהן את כל התורה הזאת und Deut. 17, 10 … על פי התורה אשר יורוך gefolgert (Talmud 7 b). Und man macht ihr Angst, so wie man Angst macht Zeugen über ein todeswürdiges Verbrechen31 Man versetzt die Sota in Angst vor dem Trinken, um sie zum Geständnis zu bewegen, so wie man Zeugen, die in einem Prozesse über ein Verbrechen, auf das Todesstrafe steht, aussagen, besonders eindringlich vor einer falschen Zengenaussage in Angst versetzt (Sanhedrin IV, 5).. Und man sagt zu ihr: „Meine Tochter, vieles macht der Wein, vieles macht das Scherzen, vieles macht die Jugendlichkeit, vieles machen böse Nachbarn.32 die sie verführt haben könnten. All dies führt man als mildernde Umstände an, um sie zum Geständnis zu bewegen. Handle um Seines33 Gottes. grossen Namens willen, der in Heiligkeit niedergeschrieben wird, dass er nicht ausgelöcht werde auf das Wasser!“34 Vor dem Trinken wurde der Eid- und Fluchtext samt den in ihm enthaltenen Gottesnamen in das Wasser verlöscht (Num. 5, 23). Der Sota soll die ganze Schwere des Vorganges zum Bewusstsein gebracht werden. In der Münchener Handschrift der Text: … שימחה … עשי למען שמו הגדול „Handle um Seines grossen Namens willen, … der sonst verlöscht wird …“. Im Jeruchalmi: … שימחה … אל תעשי לשמו הגדול „verursache nicht, dass Sein grosser Name, … verlöscht wird …“. Und man sagt vor ihr Dinge, die weder sie noch ihre ganze Familie35 wenn Leute aus ihrer Familie anwesend sind. וכל משפחת בית אביה wörtl.: und die ganze Familie ihres Vaterhauses. zu hören würdig sind.36 Man führt ihr Fälle aus der Geschichte vor, da bedeutende und fromme Männer sich auf ähnlichem Gebiete vergangen hatten und ihr Vergehen eingestanden, z. B. die Erzählung von Juda in Gen. Kap. 38 und von Ruben in Gen. 35, 22 (Talmud 7 b). Man erwähnt dies alles nur, um sie zum Geständnis zu bewegen.
אִם אָמְרָה טְמֵאָה אָנִי, שׁוֹבֶרֶת כְּתֻבָּתָהּ וְיוֹצֵאת. וְאִם אָמְרָה טְהוֹרָה אָנִי, מַעֲלִין אוֹתָהּ לְשַׁעַר הַמִּזְרָח שֶׁעַל פֶּתַח שַׁעַר נִקָּנוֹר, שֶׁשָּׁם מַשְׁקִין אֶת הַסּוֹטוֹת, וּמְטַהֲרִין אֶת הַיּוֹלְדוֹת, וּמְטַהֲרִין אֶת הַמְּצֹרָעִים. וְכֹהֵן אוֹחֵז בִּבְגָדֶיהָ, אִם נִקְרְעוּ נִקְרָעוּ, אִם נִפְרְמוּ נִפְרָמוּ, עַד שֶׁהוּא מְגַלֶּה אֶת לִבָּהּ, וְסוֹתֵר אֶת שְׂעָרָהּ. רַבִּי יְהוּדָה אוֹמֵר, אִם הָיָה לִבָּהּ נָאֶה, לֹא הָיָה מְגַלֵּהוּ. וְאִם הָיָה שְׂעָרָהּ נָאֶה, לֹא הָיָה סוֹתְרוֹ: Wenn sie gesagt hat: „Ich bin unrein,“37 wenn sie den Ehebruch eingesteht (zum Ausdruck „unrein“ vgl. N. 16)., dann quittiert sie ihre Ketuba38 Sie schreibt eine Quittung, dass sie den Ketubabetrag nicht mehr zu fordern hat, um nicht später diesen noch einfordern zu können. Dasselbe geschieht übrigens auch, wenn sie einfach erklärt, nicht trinken zu wollen (vgl. Mischna IV, 2). שוברת „sie quittiert“ ist denominat. von שׁוֹבָר „Quittung“. Dieses Wort von שבר „zerbrechen“. Die Quittung wird wohl deshalb so bezeichnet, weil bei der Bezahlung einer Schuld der oft auf einem Scherben geschriebene Schuldschein zerbrochen wurde. (Die übliche Erklärung des Wortes vgl. S. 152, N. 64; zur Einrichtung der Ketuba vgl. S. 92f., Einleitung in den Traktat Ketubot). und geht fort (vom Gericht).39 und der Mann muss sie scheiden. Trotz ihres Geständnisses bleibt die Sota sonst straffrei, weil der Ehebruch nicht durch zwei Zeugen ordnungsmässig bezeugt ist. Wenn sie aber gesagt hat: „Ich bin rein“, dann führt man sie hinauf40 Die hier (und im folgenden) angegebene Reihenfolge der Vorprozeduren vor der Sotauntersuchung entspricht nicht der in der Tora angegebenen. Nach Num. 5, 15—18 hat nämlich, noch bevor die Sota zum Heiligtum geführt wird, der Mann das Speiseopfer beizubringen und der Priester das Wasser herzurichten. Ersteres wird erst in Mischna II, 1, letzteres in Mischna II, 2 erwähnt (vgl. Tossafot 14 a sub מביא und 17b sub קודם). Dies erklärt sich wohl daraus, dass die Mischna hier, thematisch geordnet, erst bis zu Ende darstellen will, was mit der Sota selbst geschicht. zum Osttor, welches beim Eingang des Nikanortores ist41 Da die Frau sich bereits vor dem Synhedrion befindet, und dieses in der Quaderhalle (לשכת הגזית) tagte, welche zur Hälfte im Vorhof der Israeliten lag (vgl. Joma 25 a; Mischna Sanhedrin XI, 2 und Mischnajot Seder Nesikin ed. Hoffmann S. 195, N. 14). so ist der Passus: „man führte sie hinauf…“ nicht ohneweiteres verständlich. Nach der Gomara (8 a) hat man die Sota erst hinab- und dann wieder heraufgeführt, um sie zu ermüden und dadurch zum Geständnis gefügig zu machen (vgl. Raschi z. St.). Dies besagt dann auch die doppelte Aussage der Tora Num. 5, 16 והעמדה לפני ה׳ … und 5, 18 והעמיד הכהן את האשה לפני ד׳ (vgl. Raschi zu Num. 5, 18).— Der vorliegende Text לשער המזרח שעל פתח שער נקנור „zum Osttor, welches beim Eingang des Nikanortores ist“, den auch die Mischna in den Ausgg. des babylonischen Talmud bietet, ist nicht erklärlich. Nach Mischna Middot I, 3 und II, 6 (vgl. auch Mischna Schekalim VI, 3) ist das Osttor (שער המזרח) ein Tor zum Tempelberg (הר חבית), das Nikanortor aber eines an der Ostseite des Vorhofes (עזרה). Es ist daher nicht vorzustellen, was unter dem „Osttor, das beim Eingang des Nikanortores ist“, zu verstehen sein soll. Nach Raschi (zur Mischna) führte man die Sot a den Tempelberg hinunter, dann zum Osttor und von dort zum Nikanortor (vgl תפארת ישראל). Das ist wohl vereinbar mit dem Mischnatext im Jeruschalmi: לשערי מזרח לשערי נקנור „zum Osttor, zum Nikanortor“ und dem Text der Münchener Handschrift: לשערי המזרח ולשע׳ נקנור „zum Osttor und zum Nikanortor“. Nach Maim. (Mischnakommentar und הלכות סוטה III, 3—4) ist hier überhaupt nur vom Nikanortor die Rede, das hier als an der Ostseite des Vorhofes liegendes mit „Osttor“ bezeichnet wird. Darnach ist das לשערי נקנור resp ולשע׳ נקנור der letztzitierten Laa. explikativ: „nämlich zum Nikanortor“ zu fassen., wo man die Sotot trinken lässt42 Dass das Trinken der Sota dort zu erfolgen hat, wird ans Num. 5, 18 והעמיד הכהן את האשה לפני ח׳ gelehrt (Talmud 8 a)., und wo man die Gebärenden rein werden lässt,43 Vierzig Tage nach der Geburt eines Knaben und achtzig Tage nach der eines Mädchens musste die Mutter ein Opfer bringen und wurde dann erst rein, d. h. durfte dann erst Heiliges geniessen (Lev. 12, 1—8). Da nun der Darbringer eines Opfers bei der Darbringung zugegen sein soll (vgl. Mischna Taanit IV, 2), diese Frauen aber vor der Darbringung als unrein gelten und daher die Opferhalle nicht betreten durften, standen sie beim Eingang der Halle, beim Nikanortor (Talmud 8 a; vgl. Raschi z. St.). und wo man die Aussätzigen rein werden lässt;44 Dass der Aussätzige bei der Darbringung der Reinigungsopfer dort stand, ergibt sich aus Lev. 14, 11 אהל מועד והעמיד הכהן המטהר את האיש המטהר ואותס לפני ה׳ פתח (Talmud 8 a). und ein Priester45 Nach Tossifta I wurde der Priester durch Loswerfung bestimmt. erfasst ihre Kleider,46 am Halse; vgl. das gleiche Verfahren bei der Vollziehung der Geisselstrafe Mischna Makkot III, 12. — wenn sie (dadurch) zerrissen wurden, wurden sie eben zerriss en,47 man sieht nicht darauf. und wenn sie (dadurch) zerfetzt48 Unsere Übersetzung folgt der Erklärung Raschis, wonach נפרמו ein „Zerreissen in kleine Stücke“ bedeutet. Nach Aruch bedeutet נקרעו ein Zerreissen des Kleides, נפרטו ein Zertrennen der Nähte. Maim. u. a. erklären נקרעו als Zerreissen der Länge nach, נפרמו als Zerreissen nach der Breite. wurden, dann wurden sie eben zerfetzt,47 man sieht nicht darauf. — bis er ihre Brust entblösst.49 לבה „ihre Brust“ wörtl.: „ihr Herz“. (vgl. Gesenius-Buhl, Wrtb. Leipzig 1921 S. 375 s. v. לב). Im Hebräischen der Mischna stets auch für „Brust“. — In der Tora ist ausdrücklich lediglich die Entblössung des Haares vorgeschrieben (Num. 5, 18). Die Weisen sehen aber in diesem Verse auch die Entblössung des Leibes angedeutet. Die Auflösung der Haarflechten kommt zur Entblössung als diese vollendend noch hinzu (Talmud 8 a; vgl. Raschi z. St.) Und er zerrauft ihr Haar.50 d. h. löst ihre Haarflechten auf. R. Jehuda sagt: „Wenn ihre Brust schön war, dann entblösste er sie nicht, und wenn ihr Haar schön war, dann zerraufte er es nicht.“51 R. Jehuda verbietet dies, damit nicht die anwesenden jungen Priester, wenn die Sota frei ausgeht, in Lust nach ihr entbrennen (Talmud 8 a). Die Haarentblössung ist allerdings in der Tora vorgeschrieben (vgl. N. 49). Eine solche Toravorschrift konnte aber aus wichtigen Gründen fallweise ausser Kraft gesetzt werden, wenn sich diese Ausserkraftsetzung nicht in einer Handlung äussert (קום ועשה), sondern — so wie hier — lediglich ein Nichttun, die Unterlassung einer Handlung (שב ואל תעשה) zur Folge hat (vgl. Tossafot auf 8 a sub אם היה לבה נאה). Die Halacha entscheidet nach der ersten Ansicht (Maim. הלנות סוטה III, 11).
הָיְתָה מִתְכַּסָּה בִלְבָנִים, מְכַסָּהּ בִּשְׁחוֹרִים. הָיוּ עָלֶיהָ כְלֵי זָהָב וְקַטְלָיאוֹת, נְזָמִים וְטַבָּעוֹת, מַעֲבִירִים מִמֶּנָּה כְּדֵי לְנַוְּלָהּ. וְאַחַר כָּךְ מֵבִיא חֶבֶל מִצְרִי וְקוֹשְׁרוֹ לְמַעְלָה מִדַּדֶּיהָ. וְכָל הָרוֹצֶה לִרְאוֹת בָּא לִרְאוֹת, חוּץ מֵעֲבָדֶיהָ וְשִׁפְחוֹתֶיהָ, מִפְּנֵי שֶׁלִּבָּהּ גַּס בָּהֶן. וְכָל הַנָּשִׁים מֻתָּרוֹת לִרְאוֹתָהּ, שֶׁנֶּאֱמַר (יחזקאל כג) וְנִוַּסְּרוּ כָּל הַנָּשִׁים וְלֹא תַעֲשֶׂינָה כְּזִמַּתְכֶנָה: War sie bedeckt mit weissen Gewändern, bedeckt er sie mit schwarzen;52 Standen solche ihr gut zu Gesicht, bekleidete man sie mit verunzierenden Gewändern (Talmud 8 b). waren auf ihr goldene Schmuckstücke und Halsbänder,53 קטליאות „Halsbänder“ ist das lat. catella „Kettchen“. Ringe54 Nasen- und Ohrringe. und Fingerringe, nimmt man sie ihr ab um sie zu verunzieren. Und nachher bringt er55 der Priester. einen Weidenstrick56 חבל מצרי „Weidenstrick“, ein aus Reisern von Weiden verfertigter Strick (vgl. Talmud Eruwin 58 a). מצרי Adjekt. von מֵצֶר = נֵצֶר „Zweig, Spross“ (mit Wechsel der liquiden Laute מ und נ). Jeruschalmi nimmt מצרי in der Bedeutung „ägyptisch“ und schliesst an diesen Passus der Mischna die Bemerkung: „Warum gerade einen ägyptischen Strick? Es sagte R. Jizchak: Weil sie nach Aegypterart gehandelt hat (vgl. Lev. 18 3).“ Jedenfalls genügt im Notfall irgend ein anderes Band (Talmud 8 b). und bindet ihn ober ihren Brüsten57 damit das vorher aufgerissene Gewand (s. vorherg. Mischna) nicht herabfalle (Talmud 8 b).. Und jeder, der zusehen will, kann kommen zuzusehen, ausser ihren Knechten und Mägden, weil vor ihnen ihr Herz ermutigt ist.58 Beim Anblick ihrer Untergebenen wird sich ihr Sinn verhärten und sie erst recht nicht gestehen wollen. Und alle Frauen dürfen59 Das vorhergehende … וכל הרוצה „und jeder, der zusehen will…“ bezieht sich sowohl auf Frauen als auch auf Männer. Frauen aber dürfen nicht nur, sondern sollen sogar zusehen und werden deshalb hier nochmals besonders erwähnt. Der Ausdruck מתחת „dürfen“ ist darnach ungenau (Talmud 8 b). sie ansehen, denn es heisst (Ezech. 23, 48): „Und es sollen Zucht annehmen alle Frauen und nicht Unzucht treiben wie ihr“.60 Im Kapitel 23 des Buches Ezechiel werden Juda und Israel mit unzüchtigen Frauen verglichen, an denen ein Strafgericht vollzogen wird.
בַּמִדָּה שֶׁאָדָם מוֹדֵד, בָּהּ מוֹדְדִין לוֹ. הִיא קִשְּׁטָה אֶת עַצְמָהּ לַעֲבֵרָה, הַמָּקוֹם נִוְּלָהּ. הִיא גִלְּתָה אֶת עַצְמָהּ לַעֲבֵרָה, הַמָּקוֹם גִּלָּה עָלֶיהָ. בַּיָּרֵךְ הִתְחִילָה בָעֲבֵרָה תְחִלָּה וְאַחַר כָּךְ הַבֶּטֶן, לְפִיכָךְ תִּלְקֶה הַיָּרֵךְ תְּחִלָּה וְאַחַר כָּךְ הַבֶּטֶן. וּשְׁאָר כָּל הַגּוּף לֹא פָלֵט: 61 Die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes I unterbrechen die zusammenhängende Darstellung, die mit Abschnitt II wieder aufgenommen wird. An der Bestrafung der Sota und im Anschlusse daran an Beispielen aus der Geschichte wird gezeigt, wie die göttliche Fügung ein Vergehen entsprechend bestraft und ebenso auch ein Verdienst entsprechend belohnt (מרה כנגד מרה). Mit dem Mass, mit dem der Mensch misst, misst man ihm. Sie62 die Sota. schmückte sich zur Sünde, darum hat Gott63 המקום „Gott“ wörtl. „der Ort“; so wird Gott als Allumfasser genannt (vgl. auch Midrasch rabba zu Gen. 28, 11 ויפגע במקום). sie verunziert.64 s. Mischna 5 und 6. Sie entblösste sich für die Sünde,65 den Beischlaf. darum hat Gott63 המקום „Gott“ wörtl. „der Ort“; so wird Gott als Allumfasser genannt (vgl. auch Midrasch rabba zu Gen. 28, 11 ויפגע במקום). sie entblösst.66 s. Mischna 5. Maim. (im Mischnakommentar) erklärt היא גלתה „sie entblösste …“ in dem Sinne, dass die Sota nicht zurückgezogen und züchtig gelebt hat; dies entspricht der Textierung der der Mischna parallelen Boraita (Talmud 8 b): היא עמדה על פתח ביתה ליראות לו לפיכך כהן מעמידה על שער בקנור ומראה קלונה לכל . Dass aber in der Mischna direkt die Entblössung zum Beischlaf gemeint ist, dafür spricht der Text der der Mischna entsprechenden Tossiftastelle (III): היא הראתח אח בשרה לפיכך כהן קורע חלוקת ומראה קלונה לרבים. Mit der Hüfte begann sie zuerst die Sünde,65 den Beischlaf. und dann (folgte) der Leib,67 Die Münchener Handschrift hat hier die bessere La.: ירך התחי׳ כעביר׳ ואחר כך בטן לפיכך ילקה ירך תחל׳ ואחר כך בטן „Die Hüfte begann die Sünde, und dann der Leib, darum….“. Ebenso auch der Mischnatext im Jeruschalmi (aber mit ungenauer Genuskonstruktion): הירך התחילה כעברה תחלה ואח״כ הבטן לפיכך ילקה ירך תחלה ואחר כך הבטן. darum soll zuerst die Hüfte geschlagen werden und dann der Leib68 Dies bezieht sich lediglich auf den Text des Schwures (Num 5, 21), wo zuerst das Schwinden der Hüfte und dann erst das Anschwellen des Leibes erwähnt wird; anders der tatsächliche Vorgang (Num. 5, 22 und 27: Talmud 9 b)., und der ganze übrige Körper entgeht (ebenfalls) nicht.69 Auch die übrigen Körperteile erleiden grässliche Veränderungen, obwohl dies in der Tora nicht ausdrücklich vermerkt ist.
שִׁמְשׁוֹן הָלַךְ אַחַר עֵינָיו, לְפִיכָךְ נִקְּרוּ פְלִשְׁתִּים אֶת עֵינָיו, שֶׁנֶּאֱמַר (שופטים טז) וַיֹּאחֲזוּהוּ פְלִשְׁתִּים וַיְנַקְּרוּ אֶת עֵינָיו. אַבְשָׁלוֹם נִתְגָּאָה בִשְׂעָרוֹ, לְפִיכָךְ נִתְלָה בִשְׂעָרוֹ. וּלְפִי שֶׁבָּא עַל עֶשֶׂר פִּילַגְשֵׁי אָבִיו, לְפִיכָךְ נִתְּנוּ בוֹ עֶשֶׂר לוֹנְבִיּוֹת, שֶׁנֶּאֱמַר (שמואל ב יח) וַיָּסֹבּוּ עֲשָׂרָה אֲנָשִׁים נֹשְׂאֵי כְּלֵי יוֹאָב. וּלְפִי שֶׁגָּנַב שְׁלשָׁה לְבָבוֹת, לֵב אָבִיו, וְלֵב בֵּית דִּין, וְלֵב יִשְׂרָאֵל, שֶׁנֶּאֱמַר (שם טו) וַיְגַנֵּב אַבְשָׁלוֹם אֶת לֵב אַנְשֵׁי יִשְׂרָאֵל, לְפִיכָךְ נִתְקְעוּ בוֹ שְׁלשָׁה שְׁבָטִים, שֶׁנֶּאֱמַר (שם יח) וַיִּקַּח שְׁלשָׁה שְׁבָטִים בְּכַפּוֹ וַיִּתְקָעֵם בְּלֵב אַבְשָׁלוֹם: 61 Die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes I unterbrechen die zusammenhängende Darstellung, die mit Abschnitt II wieder aufgenommen wird. An der Bestrafung der Sota und im Anschlusse daran an Beispielen aus der Geschichte wird gezeigt, wie die göttliche Fügung ein Vergehen entsprechend bestraft und ebenso auch ein Verdienst entsprechend belohnt (מרה כנגד מרה). Simson ging seinen Augen nach70 Dies ergibt sich aus Ri. 14, 3: אותה קח לי כי היא ישרה בעיני …. (Talmud 9 b)., darum stachen die Philister seine Augen aus, wie es heisst (Ri 16, 21): „Und es ergriffen ihn die Philister und stachen seine Augen aus.“ Absalom war stolz auf sein Haar71 Leber das reiche Haar des Absalom s. II. Sam. 14, 25 f. Im Mischnatext des Jeruschalmi נתנוה (= נתנאה), Nitpael von נוח (= נאה) „machte sich schön mit seinem Haar“., darum blieb er an seinem Haar hängen72 II. Sam. 18, 9.. Und weil er den zehn Kebsweibern seines Vaters beiwohnte73 II. Sam. 15, 16 und 16, 22., darum durchbohrte man ihn74 wörtl: „gab man in ihn“. mit zehn Lanzen,75 לונביות „Lanzen“ verschrieben aus לונכיות, was ed. Lowe auch im Text hat (Münchener Handschrift: נכליות, Fehler für לנכיות). Es ist das griech. λογχή „Lanze“. wie es heisst (II Sam. 18, 15): „Und es umringten ihn zehn Männer76 Im massoretischen Text der Bibel: נערים „Knappen“, was Jeruschalmi, ed. Lowe und die Münchener Handschrift auch in der Mischna haben., Waffenträger des Joab….“.77 Die Fortsetzung des Verses, die ed. Lowe auch im Mischnatext hat,: ויכו את אבשלום וימיתוהו. Und weil er das Herz dreier78 שלשה לבבות „das Herz dreier“ wörtl. drei Herzen. stahl79 d. i. betrog., das Herz seines Vaters80 Nach der Auslegung des Jeruschalmi zur Mischna brachte Absalom die zweihundert Leute (II. Sam. 15, 7—11) durch Täuschnng seines Vaters zusammen; diese Leute selbst wären aber angesehene Mitglieder des Gerichtshofes gewesen und auch ihrerseits von Absalom getäuscht worden (vgl. auch Raschi zur Mischna). und das Herz des Gerichtshofes80 Nach der Auslegung des Jeruschalmi zur Mischna brachte Absalom die zweihundert Leute (II. Sam. 15, 7—11) durch Täuschnng seines Vaters zusammen; diese Leute selbst wären aber angesehene Mitglieder des Gerichtshofes gewesen und auch ihrerseits von Absalom getäuscht worden (vgl. auch Raschi zur Mischna). und das Herz Israels, wie es heisst (II Sam. 15, 6): „Und es stahl81 Im massoretischen Text der Bibel: וַיְגַנֵּב (Piel). Absalom das Herz der Leute Israels“, darum wurden drei Dolche in ihn gebohrt, wie es heisst (II Sam. 18, 14): „Und er82 Joab. nahm drei Dolche in seine Hand und stiess sie durch das Herz Absaloms….“.
וְכֵן לְעִנְיַן הַטּוֹבָה. מִרְיָם הִמְתִּינָה לְמשֶׁה שָׁעָה אַחַת, שֶׁנֶּאֱמַר (שמות ב) וַתֵּתַצַּב אֲחֹתוֹ מֵרָחֹק, לְפִיכָךְ נִתְעַכְּבוּ לָהּ יִשְׂרָאֵל שִׁבְעָה יָמִים בַּמִּדְבָּר, שֶׁנֶּאֱמַר (במדבר יב) וְהָעָם לֹא נָסַע עַד הֵאָסֵף מִרְיָם. יוֹסֵף זָכָה לִקְבֹּר אֶת אָבִיו, וְאֵין בְּאֶחָיו גָּדוֹל מִמֶּנּוּ, שֶׁנֶּאֱמַר (בראשית נ) וַיַּעַל יוֹסֵף לִקְבֹּר אֶת אָבִיו, וַיַּעַל עִמּוֹ גַּם רֶכֶב גַּם פָּרָשִׁים. מִי לָנוּ גָדוֹל מִיּוֹסֵף, שֶׁלֹּא נִתְעַסֵּק בּוֹ אֶלָּא משֶׁה. משֶׁה זָכָה בְעַצְמוֹת יוֹסֵף, וְאֵין בְּיִשְׂרָאֵל גָּדוֹל מִמֶּנּוּ, שֶׁנֶּאֱמַר (שמות יג) וַיִּקַּח משֶׁה אֶת עַצְמוֹת יוֹסֵף עִמּוֹ. מִי גָדוֹל מִמּשֶׁה, שֶׁלֹּא נִתְעַסֵּק בּוֹ אֶלָּא הַמָּקוֹם, שֶׁנֶּאֱמַר (דברים לד) וַיִּקְבֹּר אֹתוֹ בַגַּיְא. לֹא עַל משֶׁה בִלְבַד אָמְרוּ, אֶלָּא עַל כָּל הַצַּדִּיקִים, שֶׁנֶּאֱמַר (ישעיה נח) וְהָלַךְ לְפָנֶיךָ צִדְקֶךָ כְּבוֹד ה' יַאַסְפֶךָ: 61 Die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes I unterbrechen die zusammenhängende Darstellung, die mit Abschnitt II wieder aufgenommen wird. An der Bestrafung der Sota und im Anschlusse daran an Beispielen aus der Geschichte wird gezeigt, wie die göttliche Fügung ein Vergehen entsprechend bestraft und ebenso auch ein Verdienst entsprechend belohnt (מרה כנגד מרה). Und ebenso ist es bezüglich des Guten. Mirjam wartete eine Stunde83 שעה אחת „eine Stunde“; man gebraucht diesen Ausdruck für: „eine kurze Zeit“. Mosche’s wegen, wie es heisst (Ex 2, 4): „Und es stellte sich seine Schwester von ferne …“84 um Mosche zu retten, wie dies auch geschah., darum hielt sich ihretwegen Israel sieben Tage lang in der Wüste auf, wie es heisst (Num 12, 15): „Und das Volk zog nicht weiter bis Mirjam aufgenommen ward“.85 nach ihrer Heilung vom Aussatz. Josef hatte das Verdienst seinen Vater zu begraben,86 In der Münchener Handschrift der Text: יוסף זכה בעצמות אביו (s. weiter: משה זכה בעצמות יוסף). und unter seinen Brüdern gab es keinen Grösseren als er,87 war er doch der höchste Würdenträger in Aegypten. wie es heisst (Gen. 50, 7): „Und es zog hinauf Josef seinen Vater zu begraben…“ (dorts. 9): „Und es zogen mit ihm hinauf sowohl Wagen, als auch Reiter ….“.88 Die Zitierung dieses Verses (Gen. 50, 9) — die übrigens im Mischnatext des Jeruschalmi fehlt — geschieht hier wohl, um auf Josefs Grösse hinzuweisen. Wer ist grösser als Josef;89 in der Beziehung, dass (wie weiter erwähnt) ein Grosser sich mit seiner Bestattung befasste (Raschi). Das לנו des Textes ist dat. eth. mit ihm90 mit seiner Bestattung. beschäftigte sich nur Mosche. Mosche hat sich verdient gemacht um die Gebeine Josefs91 indem er sie mit sich nahm, um sie zu bestatten., und in Israel gab es keinen Grösseren als er92 als Führer und Profet. In der Münchener Handschrift der Text: מי לנו גדול מיוסף שלא נתעסק בו אלא משה שאין בישראל גדול ממנו שנאמר ויקח משה את עצמות יוסף עמו., wie es heisst (Ex. 13, 19): „Und es nahm Mosche die Gebeine Josefs mit sich …“. Wer ist grösser als Mosche93 bzgl. seiner Bestattung (Raschi).; mit ihm90 mit seiner Bestattung. beschäftigte sich nur Gott63 המקום „Gott“ wörtl. „der Ort“; so wird Gott als Allumfasser genannt (vgl. auch Midrasch rabba zu Gen. 28, 11 ויפגע במקום)., wie es heisst (Deut. 34, 6): „Und er begrub ihn94 Mosche. im Tale …“95 Nach der Mischna ist Subjekt von ויקבר Gott (zu ergänzen aus dem vorhergehenden על פי ה׳). Vgl. dagegen die Erklärung R. Ismaels (Sifra zu Num. 6, 13), wonach אותו im Satze reflexivisch zu fassen ist. „Er begrub sich ….“. Und nicht von Mosche allein sagten sie96 die Weisen. es97 dass Gott sich nach ihrem Tode mit ihnen beschäftigt., sondern von allen Frommen, wie es heisst (Jes. 58, 8): „Und es wird vor dir herziehen deine Gerechtigkeit, die Herrlichkeit Gottes wir dich einsammeln“98 Aggadisch wird hier Jes. 58, 8 auf den Tod der Frommen bezogen und יאספך in der Bedeutung „sammelt dich ein“ genommen. Nach der einfachen Erklärung bedeutet das Wort: „folgt dir nach“..